Der Glatthaarpinscher war lange Zeit das Stiefkind der ihn betreuenden Rasseklubs, und er ist es in gewissem Sinne bis heute geblieben. Zu Unrecht! Im Jahr 2003 wurde der Deutsche Pinscher von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur "Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres" ernannt. Dieser bestveranlagte, so praktische und handliche Wach- und Begleithund hat eigentlich alles an und in sich, was man von einem solchen Hund nur wünschen kann. Ab 1949 wurden auch im Stammlande keine Würfe mehr eingetragen. Der Glatthaarpinscher hatte das Feld einerseits dem Dobermann und andererseits dem Zwergpinscher geräumt.
Es war dann der Hauptzuchtwart des deutschen PSK, Werner Jung, der als Retter in höchster Not auftrat und der den Pinscher nicht nur rettete, sondern in kurzer Zeit zu einer neuen Blüte führte. Sein Zuchtziel war, einen Hund zu schaffen, der bei edler äußerer Erscheinung frei bleiben sollte von den Nachteilen jeglicher Überzüchtung. Sein Zuchtziel war, wir zitieren Jung wörtlich, „langgestreckter, fein gezogener Kopf mit wenig Stop, parallele Kopf-Nasenrücken- Linie. Volle Nasenkuppe als Abschluss eines kräftigen Fanges. Langer, edel geschwungener Hals, kräftig aufgesetzte, erhabene Nackenpartie. Schnauzergebäude, gedrungen, Rücken kurz und kräftig, gute Vorbrust und gute Winkelung der Gliedmaßen. Schnauzerwesen, dass heißt ein ruhiger Hund und kein unnötiger Kläffer. In der Größe zwischen Zwergschnauzer und Schnauzer, also 40-48 cm, ein nicht zu großer Mittelschlag. Der Standard lässt auch zukünftig die breite Farbenskala zu und somit hochinteressante Züchteraufgaben“. Soweit Jung.
Die Größe seit 1987 beträgt 45-50 cm. Als geborener Thüringer hatte Werner Jung nach wie vor gute Kontakte zur DDR-Klubführung, mit dessen Hilfe vier der fünf Ausgangstiere für den Aufbau der
Rekonstruktionszucht erworben werden konnte. Darunter war nur eine rein gezüchtete Pinscherhündin. Der Rest waren übergroße Zwerge. Das alles spielte sich im Jahre 1958 ab.
1960 gelang Dr. Hans Räber in der Schweiz, unter Verwendung eines Pinschers der Jungschen Zucht, mit bartlosen, schwarzen Mittelschnauzern eine erfolgreiche Pinscherzucht, die in Größe und
Kopfform den in Deutschland gezüchteten Pinschern überlegen war.
Ein letzter erfolgreicher Versuch, den Genpool der Deutschen Pinscher zu erweitern, wurde 1989 in Vorpommern (DDR) vom Züchter Burkhard Voß unternommen. Eine untermaßige Dobermannhündin, Evi von
der Edeltanne, brachte in den letzten zehn Jahren hervorragende und in der Zucht bedeutende Hunde hervor.
Des Pinschers Wesenszüge sind sein schneidiges Temperament, Aufmerksamkeit, gutartiger Charakter mit Spiellust, Anhänglichkeit zum Herrn, unbestechliche Wachsamkeit ohne ein Kläffer zu sein.
Durch seine Kurzhaarigkeit ist er in der Wohnung einfach zu halten. Seine hoch entwickelten Sinnesorgane, Klugheit, Ausbildungsfähigkeit, Unerschrockenheit, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit
gegen Krankheiten geben dem Pinscher die Voraussetzungen zu einem hervorragenden Wach- und Begleithund, der bei entsprechender Ausbildung in verschiedenen Hundesportdisziplinen eingesetzt werden
kann.
Informationen zur Dobermann-Einkreuzung bei Deutschen Pinscher finden Sie "hier".
Das Züchter-Interview mit Burkhard Voß erschienen in der Pinscher & Schnauzer - Klubzeitung 4/10 finden Sie "hier".